Neues vom Dodo: Bernhard Kegel erinnert an „Ausgestorbene Tiere“

Der Norfolk-Kaka ist um 1850 in Neuseeland ausgestorben. Bei der historischen Abbildung, die wir dem hier besprochenen Band entnehmen, handelt es sich um eine handkolorierte Lithografie aus dem Jahre 1873. Die historischen Abbildungen des Bandes stammen zumeist aus Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin.

Wie der Dodo aussah? Nun, das weiß man nicht so genau. Ein wenig plump soll er gewesen sein, ein wenig dumm auch und alles andere als wohlschmeckend. Dennoch machten die holländischen Seefahrer, die Ende des 16. Jahrhundert nach Mauritius kamen, Jagd auf den flugunfähigen Vogel und rotteten ihn innerhalb weniger Jahre aus. Heute zeugen von seiner Existenz nur noch zwei Skelette, zusammengeflickt aus den Überresten mehrerer Tiere, und ein paar einzelne Knöchelchen, verteilt über die ganze Welt.

Das Klima und der Mensch

Der Dodo teilt sein Schicksal mit vielen anderen Tieren: dem Schuppenkehlmoho, dem Tarpan, dem Bodensee-Kilch und dem Wollhaarmammut und, und, und. Sie alle sind ausgestorben, weil sich ihr Lebensraum veränderte, weil das Klima ein anderes wurde. Oder weil der Mensch gnadenlos Jagd auf sie machte. Unter dem schlichten Titel „Ausgestorbene Tiere“ stellt der Schriftsteller und Biologe Bernhard Kegel jetzt einige von ihnen in einem schön bebilderten und kundig geschriebenen Sachbuch vor. Es ist bereits Kegels sechstes Buch im Kölner DuMont-Verlag.

In einer ausführlichen Einführung erläutert Kegel, was zum Aussterben einer Art führen kann und ab wann ein Tier als nicht mehr länger existent gilt. Dann geht’s zur Sache: Porträt folgt auf Porträt. Mehr als 50 sind es insgesamt.

Wombat in Nashorn-Größe

So lernen wir den Riesenwombat kennen, der so groß wie ein Nashorn war und vermutlich vor 25.000 Jahren im australischen Outback seinen letzten Schnaufer tat. Warum er ausstarb? Man weiß es nicht. Mag sein, dass er ein Opfer des Klimawandels wurde. Oder dass sein Fleisch wohlschmeckend genug war, dass der Mensch ihn schlicht und einfach aufaß.

Den Norfolk-Kaka, einen neuseeländischen Papageienvogel, erwischte es im 19. Jahrhundert. Er wurde ein Opfer des menschlichen Jagdtriebs – und eventuell seines eigenen heiseren Krächzens, das ihm nicht nur Freunde einbrachte. Das letzte Exemplar starb 1851 namenlos in einem Vogelkäfig in London.   

Letzte Sichtung im Jahre 1912

Doch nicht nur viele Vögel und Säugetiere sind endgültig von der Erde getilgt – auch zahlreiche Fische und Insekten, Amphibien und Reptilien gehören der Vergangenheit an. Nehmen wir den Kapverdischen Riesenskink, ein nachtaktives Schuppenkriechtier mit langen Fingern und einer gehörigen Portion Fett im Leib. Der letzte seiner Art wurde im Jahr 1912 gesichtet. Diesmal allerdings scheint nicht allein der Mensch seine Finger im Spiel gehabt zu haben: Auch Ratten, Hunde und Katzen stellten ihm nach. Die – und jetzt kommt der Homo Sapiens doch wieder ins Spiel – zuvor von den Menschen eingeschleppt worden waren.    

Kegel stellt all diese Tiere mit einer gewissen Grundsympathie und einer gehörigen Portion Fachwissen vor. Dazu gibt es mehrere Essays, in denen Begriffe wie Koexistenz oder die Overkill-Hypothese erklärt werden, sowie einen Infoteil mit den Adressen von naturkundlichen Museen und Natur- und Artenschutzinitiativen.

Petra Pluwatsch

Bernhard Kegel: „Ausgestorbene Tiere“, DuMont, 160 Seiten, 50 historische Abbildungen, 25 Euro.

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