Natalja Iwanowa ermittelt in St. Petersburg: „Tod in weißen Nächten“ ist das hervorragende Krimidebüt von G. D. Abson

Eine der schönen Seiten von St. Petersburg – die allerdings in G. D. Absons Krimidebüt keine prominente Rolle spielen. Foto: Bücheratlas

Die Vornamen des Autors verbergen sich hinter dem Kürzel „G. D.“. Mister Abson, laut Klappentext  aufgewachsen auf Militärbasen in Deutschland und studierter Politologe, traut sich offensichtlich nicht so recht aus der Deckung. Nötig hätte der englische Business-Analyst das Versteckspiel allerdings nicht. Mit seinem Kriminalroman „Tod in weißen Nächten“ hat er ein hervorragendes Debüt hingelegt, das allen Anforderungen des Genres gerecht wird: interessanter Plot, psychologisch überzeugende Charaktere, ein Spannungsbogen, der seinen Namen verdient. Dazu ist das Ganze auch noch gut erzählt.

Zenas Spur verliert sich

Zena Dahl, eine steinreiche schwedische Studentin, verschwindet in Sankt Petersburg, nachdem sie mit einer Freundin durch die Clubs der Stadt gezogen ist. Nur knapp entgeht die sturzbetrunkene junge Frau einer Vergewaltigung auf offener Straße. Dann verliert sich ihre Spur in der weißen Nacht des russischen Sommers.

Eher halbherzig beginnt die Polizei zu ermitteln. Zena, so die Hoffnung von Kommissarin Natalja Iwanowa, werde sicher bald wieder auftauchen. Doch der Fall gewinnt schnell an Fahrt. In einem Park wird die verkohlte Leiche einer jungen Frau gefunden, daneben eine Designertasche, die Zena gehört. Also Mord. Zwei Verdächtige sind schnell gefunden. Doch ist die Tote wirklich Zena Dahl? Natalja Iwanowa hat ihre Zweifel. Und lernt schon bald die robusten Verhörmethoden des russischen Geheimdienstes kennen.

Russisches Sittengemälde

G. D. Abson schildert ein Russland, in dem Gewalt, Erpressung und Korruption an der Tagesordnung sind.  Da werden Lehrer und Professoren geschmiert, damit der Sohn einen Studienplatz bekommt. Auf den Polizeiwachen wird gefoltert und geprügelt, erst recht, wenn der Verdächtige ein Moslem ist. Die aufmüpfige Natalja Iwanowa gehört zu den wenigen Aufrechten, die versuchen, sich ihre Integrität zu bewahren. Nicht immer gelingt ihr das. Abson erzählt somit nicht nur eine gute Kriminalgeschichte – er entwirft gleichzeitig ein Sittengemälde des modernen Russland, wie es anschaulicher kaum sein könnte.

Übrigens: Ein zweiter Band liegt auf Englisch bereits vor und wartet auf seine Übersetzung.

Petra Pluwatsch

G. D. Abson: „Tod in weißen Nächten“, dt. von Kristof Kurz, rororo, 444 Seiten, 12 Euro. E-Book: 9,99 Euro.

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