Spiel, Satz, Buch: Tennisprofi Andrea Petković unterhält mit autobiographischen Geschichten

Foto: Bücheratlas

Bei den French Open lief es für Andrea Petković (33) gerade nicht so gut. In Roland Garros war sie das erste Mal mit 19 Jahren dabei. Nun unterlag sie in der ersten Runde der Bulgarin Zwetana Pironkowa in zwei Sätzen. Sie wird darüber hinwegkommen. Denn dass das Verlieren zum Spiel gehört, weiß Petković nur zu gut. Woher wir das wiederum wissen?

Gute Frage, leichte Antwort: Nach Sandplatz, Hartplatz und Rasen serviert Andrea Petković nun auf einem ganz neuen, nach Papier duftenden Belag. Die deutsche Profispielerin veröffentlicht ihre autobiographischen „Erzählungen“ unter dem Titel „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“. Das ist jetzt keine nobelpreisverdächtige Prosa, aber doch eine unterhaltsame, aufschlussreiche Lektüre. Dies zumal für Leserinnen und Leser, die dem Sport im Allgemeinen und dem Tennis im Besonderen nicht abgeneigt sind.   

Petković ist hier eine angenehm reflektierte, zumal selbstkritische Autorin. Sehr persönliche Beiträge liefert sie zur Psychologie, zur Trainingshärte, zu Freizeitfreuden und Konfektionsgrößen, zum Stress vor den Spielen, zum Matchverlauf selbst und zum Adrenalin danach. Eine schöne Geschichte neben anderen mehr handelt von der ersten Niederlage – dieses Resultat war so überraschend wie folgenreich, weil anspornend.

Der Humor kommt dabei nicht zu kurz – den hat sie ja schon bei ihren Petko-Dance-Einlagen bewiesen, zu denen es auf ihrer Homepage einen Einstiegskurs gibt. Die tennistourspezifischen Blicke auf die Grand-Slam-Metropolen Melbourne, London, Paris, New York sind reizvoll. Schließlich gibt es knallharte Fachwissen-Facts – etwa dazu, warum Roger Federer „eine im Steigen genommene durchgezogene einhändige Rückhand gelernt“ hat.  Kleiner Hinweis: Rafael Nadal war schuld.

Manchmal meint man, dass Petković etwas sparsamer mit ihren philosophischen Volleys hätte sein können. „Alles, was ich über das Leben weiß, ist, dass es wie der Ozean ist.“ heißt es einmal. „Man sieht nur die Oberfläche und versteht es nicht. Und wenn die Wellen kommen, sollte man ein Surfbrett dabeihaben (und surfen können).“ Und schon wenige Seiten weiter fängt sie genau so an: „Alles, was ich über das Leben weiß, ist:“ – nun aber ändert sich der Text – „In der Ruhe legst du die Grundlage für den Sturm.“ Aber geschenkt.

Dass Andrea Petković ihre Erinnerungen bei Kiepenheuer und Witsch serviert, ist so überraschend nicht. Denn im Buch zählt sie David Foster Wallace zu ihren Literatur-Heroen (neben Dostojewski, Philip Roth, Franzen), und dessen Werke liegen auf Deutsch im Kölner Verlag vor. Also – da finden zusammen, die einander gar nicht fremd sind.

Martin Oehlen

Andrea Petković: „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“, Kiepenheuer und Witsch, 272 Seiten, 20 Euro. E-Book: 16,99 Euro.

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