
Die Vereinigten Staaten von Amerika, meint Mario Vargas Llosa (84), sind auf dem Weg „in ein Entwicklungsland“. Der Literaturnobelpreisträger, der selbst einmal um die Präsidentschaft in Peru gekämpft hat, sagte am Donnerstagabend auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin: „Ich hoffe wirklich sehr, dass Herr Trump die Wahl verlieren wird.“ Amerika und die Welt, so sein Statement, müssten sich von dieser Präsidentschaft erst einmal erholen.
Daniel Kehlmann hatte ganz am Schluss einer Diskussionsrunde in der Berliner Philharmonie festgestellt, dass „das Monster“ vielleicht nicht wiedergewählt wird. Aber – vielleicht doch. Und was dann? Dann würden sich die USA in ein Land verwandeln, wie es Mario Vargas Llosa in vielen seiner Diktatoren-Romane geschildert habe – in ein Land, in dem die Korruption dominiere. Und Kehlmann, der in der letzten Fragerunde als letzter Redner an der Reihe war, ignorierte das Prozedere und eröffnete gleichsam noch einmal die Diskussion, indem er seinem großen Kollegen dankenswerterweise die Frage stellte, wie seine Sicht auf Amerika sei.
Mario Vargas Llosa zierte sich nicht. In der deutschen Synchronübersetzung klang es so:
- Es deprimiert mich wirklich, was Herr Trump anstellt.
- Er zerstört die Fortschritte der USA im Bereich der Rechtsstaatlichkeit, die so wichtig waren.
- Er ist ein Präsident, der systematisch lügt.
- Er missbraucht sein Macht.
- Er versucht, sich mit Tricks und Kniffen zu verewigen.
- Die USA entwickeln sich zu einem Entwicklungsland.
Damit hatte Mario Vargas Llosa dem Beginn des Literaturfestivals, das wie alle anderen Kulturveranstaltungen weltweit von der Pandemie gepeinigt ist, endgültig seinen Stempel aufgedrückt. Schon am Vorabend hatte er in seiner Eröffnungsrede das Loblied auf die Macht der Literatur gesungen. Am Donnerstagnachmittag folgte ein Dialog mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in dem man einander die jüngsten Leseerlebnisse während des Lockdowns anvertraute – Steinmeier hat noch einmal zu Camus‘ „Die Pest“ gegriffen, Vargas Llosa zu James Joyce.
Das war alles wohl und richtig. Aber so recht in die Vollen ging Mario Vargas Llosa – von dem in diesem Jahr der Roman „Harte Jahre“ über Guatemala zu Zeiten der Bananenrepublik erschienen ist – erst mit seinem letzten Statement. Daniel Kehlmann sei Dank.
Martin Oehlen
Mario Vargas Llosas jüngsten Roman „Harte Jahre“ haben wir auf diesem Blog besprochen – und zwar HIER .