Im Wettlauf mit der Zeit: „Die verlorene Frau“ von Emily Gunnis ist leicht und erfrischend

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Foto: Bücheratlas

Rosamunde Pilcher lässt grüßen. Die große alte Dame der englischen Unterhaltungsliteratur hätte sich diese Geschichte kaum besser ausdenken können. Traumatisierter Kriegsheimkehrer erschlägt in einer stürmischen Nacht an der Küste seine Ehefrau und schießt sich anschließend ein Loch in den Kopf. Zeugin des tragischen Geschehens: die 13-jährige Rebecca, die mit blutbesudeltem Nachthemd von der Polizei bei den Leichen ihrer Eltern gefunden wird.

Ausgedacht hat sich das Familiendrama die englische Drehbuchautorin Emily Gunnis. „Die verlorene Frau“ ist ihr zweiter Roman, und die Autorin erweist sich darin als versierte Schreiberin, die weiß, wie man Spannung aufbaut.

Inzwischen sind mehr als 50 Jahre vergangen, doch Rebecca, eine erfolgreiche Kinderärztin, weigert sich nach wie vor, über die Geschehnisse jener Nacht zu reden. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen daran. Erst als ihre älteste Tochter Jessie nach einer traumatischen Geburt in eine psychische Krise rutscht und mit dem Neugeborenen aus der Klinik hinaus in eine eisige Nacht flieht, ist sie bereit, sich der Vergangenheit zu stellen.

Geschickt verwebt Emily Gunnis Vergangenheit und Gegenwart zu einer vielschichtigen Geschichte über Angst, Schuld und Mutterliebe. Nach Jessies Flucht aus der Klinik beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die kleine Elisabeth benötigt dringend ärztliche Hilfe. Das ist flott und flockig geschrieben, und über weite Strecken möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Wer allerdings ein Werk mit Tiefgang erwartet, der sollte die Finger von Emily Gunnis lassen. „Die verlorene Frau“ ist reine Unterhaltungslektüre. Was ab und zu ungemein erfrischend sein kann.

Petra Pluwatsch

Emily Gunnis: „Die verlorene Frau“, dt. von Carola Fischer, Heyne, 384 Seiten, 20 Euro. E-Book 15,99 Euro.

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