Best of Bücheratlas 2019 (2): Petra Pluwatschs Geschenktipps kurz vor Toresschluss

Listen sind prima. Aber auch brutal. Weil – man muss sich halt entscheiden. Daher gilt beim Betrachten der folgenden Empfehlungen: Da sind noch so viele Titel mehr auf dem Bücheratlas, die die Lektüre und das Verschenken lohnen. Am besten: einfach mal durchscrollen.

An dieser Stelle nun die Liste von Petra Pluwatsch. Und die zehn Empfehlungen von Martin Oehlen gibt es HIER.

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Bitte, alle mal herhören! Foto: Bücheratlas

1. Belletristik

„Das schnellste Rennen ihres Lebens“ ist Peter Careys 14. Roman – und das wohl Beste, was der zweifache Träger des Booker-Preises seit vielen Jahren geschrieben hat. Ein breit erzähltes, trotz seiner ernsten Aborigine-Thematik unterhaltsames und humorvolles Epos, das seine Leser einmal rund um den fünften Kontinent führt. Im Zentrum steht ein Mann, der mit Mitte 20 entdeckt, dass er ein „Halbblut“ ist: der Sohn von Big Kev Little, dem Boss einer westaustralischen Rinderfarm, und Polly, einer jungen Aborigine, die dem Farmer zu Willen sein musste.

Peter Carey: „Das schnellste Rennen ihres Lebens“, dt. von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié, S. Fischer, 464 Seiten, 24 Euro. E-Book: 19,99 Euro.

Carey

2. Biografie

Hinter Lien de Jong liegt ein Leben, das sie viele Jahre lang für nicht erzählenswert hielt. Dass das ein Irrtum war, hat ihr ein Literaturprofessor aus Oxford bewiesen: Bart van Es, der Enkel jener Frau, die das in den Niederlanden von den Nazis verfolgte jüdische Mädchen 1942 aufgenommen hat – obgleich es ihr völlig unbekannt war. Ein berührendes Buch, ein historisches Dokument.

Bart van Es: „Das Mädchen mit dem Poesiealbum“, deutsch von Silvia Morawetz und Theresia Übelhör, DuMont, 322 Seiten, 22 Euro. E-Book: 17,99 Euro.

BartvanEs

3. Kriminalroman: Tatort Australien

Die australische Bestsellerautorin Jane Harper entführt ihre Leser in ihrem dritten Krimi „Zu Staub“ in die Weiten des Outback. Die Menschen, die hier leben, sind harte Brocken, doch so mancher zerbricht an der Einsamkeit, der Hitze und dem allgegenwärtigen Staub der roten Wüste. Einfühlsam und kundig schildert Jane Harper das harte Leben im Outback. Nach und nach enthüllt sich das Drama um das Leben und Sterben des Cam Bright, der beileibe nicht der nette Typ von nebenan war, als der er gern rüberkam.

Jane Harper: „Zu Staub“, dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, Rowohlt, 410 Seiten, 16 Euro. E-Book: 9,99 Euro.

Harper

4. Kriminalroman: Tatort Deutschland

Das Projekt ist ehrgeizig, das Ergebnis höchst gelungen: In seinem jüngsten Buch „All die unbewohnten Zimmer“ lässt Friedrich Ani gleich drei seiner Serienhelden gemeinsam antreten. „All die unbewohnten Zimmer“ ist ein Roman der Zufälligkeiten, an dessen Ende sich alles zu einem stimmigen Ganzen fügt. Das ist ganz große Erzählkunst. Und das Finale ist so herzbeklemmend traurig, dass man weinen möchte.

Friedrich Ani: „All die unbewohnten Zimmer“, Suhrkamp, 494 Seiten, 22 Euro, E-Book 18,99 Euro.

Ani

5. Kriminalroman: Tatort Frankreich

Perez will eigentlich nur ein wenig Höhentraining in den Bergen im Süden Frankreichs machen. Doch dann stößt der kleine dicke Katalane auf eine dehydrierte junge Frau. Und schon steckt der Hobbyermittler mitten in einem komplizierten Fall um militante Sekten. „Johannisfeuer“ von Yann Sola – das Pseudonym des Kölner Autors Werner Köhler – ist der vierte und bislang beste Band der Perez-Reihe: geschickter Spannungsaufbau, locker im Ton und mit viel Lokalkolorit.

Yann Sola: „Johannisfeuer“, Kiepenheuer & Witsch, 352 Seiten, 10 Euro. E-Book: 9,99 Euro.

Sola

6. Kriminalroman: Tatort Israel

In Israel wurde „Drei“ enthusiastisch gefeiert. Dror Mishanis vierter Roman besticht durch einen klugen Aufbau, Dialoge, die sitzen, und durch drei Protagonistinnen, die das Herz berühren. Im Zentrum des Romans steht der Rechtsanwalt Gil, 42 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder – der in einem Dating-Portal nach Kontakten sucht. Dort stößt er auf Orna, eine verunsicherte alleinerziehende Mutter. Aus den ersten, gelegentlichen Treffen entwickelt sich eine Beziehung, die von Täuschungen und Unwägbarkeiten begleitet wird. Bis Gil sie nach ein paar Monaten auf seine Weise beendet.

Dror Mishani: „Drei“, dt. von Markus Lemke, Diogenes, 336 Seiten, 24 Euro. E-Book 20,99 Euro.

Mishani

7. Kriminalroman: Tatort Skandinavien

Katrine Engberg erzählt die Geschichte einer grausamen Rache. Die nimmt ihren Anfang in einer eiskalten Nacht im Januar. Im Geologischen Museum in Kopenhagen haben sich die Schönen und Reichen zu einem rauschenden Fest versammelt. Man ist bekifft, betrunken oder von sich selbst berauscht – und einer von ihnen, der exzentrische Designer Alpha Bartholdy, wird den nächsten Morgen nicht erleben. Engberg, die eine hervorragende Erzählerin ist, gelingt es, den Spannungsbogen bis zum Ende zu halten. Ein Skandinavien-Krimi mit Tiefgang.

Katrine Engberg: „Blutmond“, dt. von Ulrich Sonnenberg, Diogenes, 480 Seiten, 24 Euro. E-Book 20,99 Euro.

Engberg-Cover

8. Kriminalroman: Tatort Spanien

Eva García Sáenz zeichnet das Bild einer lebendigen baskischen Stadt, in der sich Schreckliches tut. Die Gründe dafür liegen weit in der Vergangenheit. Diese Idee ist zwar nicht neu, doch die Geschichte ist so spannend, so frisch und rasant erzählt, dass man das Buch bis zu letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Eva García Sáenz: „Die Stille des Todes“, dt. von Alice Jakubeit, Scherz, 576 Seiten, 15 Euro. E-Book: 4,99 Euro.

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9. Preisgekrönter Kriminalroman

Romy Hausmann hat den Crime Cologne Award 2019 für ihren Kriminalroman „Liebes Kind“ erhalten. Die Jury – zu der ich gehören durfte – hatte sich für die Geschichte eines Mannes entschieden, der eine junge Frau entführt und diese zusammen mit zwei Kindern jahrelang in einer einsamen Hütte im Wald einsperrt. Im Gespräch sagt Hausmann: „Mich haben seinerzeit das Schicksal der entführten Natascha Kampusch und auch der Fall Fritzl sehr interessiert. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es in unserer modernen Welt möglich ist, jemanden zu entführen, wegzusperren und über Jahre von der Außenwelt zu isolieren.“

Romy Hausmann: „Liebes Kind“, dtv, 432 Seiten, 15,90 Euro. E-Book 14,99 Euro.

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10. Krimi-Debüt

„Hinterhaus“, der erste Kriminalroman der Kölner Autorin Lioba Werrelmann, ist ein kleines Meisterstück, das nicht nur durch eine spannende Geschichte besticht, sondern durch seinen frechen Stil. Schauplatz des Romans ist eine feuchte Wohnung am Prenzlauer Berg. Hier ist die Berliner Radiomoderatorin Carolin untergekrochen, nachdem ihr Freund sie sitzengelassen hat. Auch ihr Radiojob ist futsch. Und dann entdeckt Carolin auch noch eine Leiche im Duschverschlag ihrer neuen Freundin Mandy, die sie nach ihrem Liebesdesaster im Hinterhaus aufgenommen hat.

Lioba Werrelmann: „Hinterhaus“, Lübbe, 318 Seiten, 10 Euro. E-Book: 8.99 Euro.

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