
Häkelkrimis finden auf sorgsam verschlungenen Pfaden zum Ziel. Foto: Bücheratlas
Wir kennen P. D. James als Autorin fabelhafter Kriminalromane. 17 Krimis hat die Grande Dame der englischen Kriminalliteratur bis zu ihrem Tod im November 2014 geschrieben. Doch P. D. James schätzte auch die kleine Form: Sie liebte Kurzgeschichten. Wohl wissend, dass eine Short Story zu verfassen hartes Brot ist. „Der Plot muss tragen, darf jedoch nicht zu komplex sein, und die Auflösung, auf die jeder einzelne Satz der Erzählung zusteuern sollte, muss den Leser überraschen, ohne dass er sich hintergangen fühlt.“
Dass sie diese Regeln perfekt beherrscht, beweist die Autorin mit einer feinen Sammlung von Weihnachtsgeschichten, die jetzt bei Droemer erschienen ist: „Der Mistelzweig-Mord. Weihnachtliche Kriminalgeschichten“. Die vier Erzählungen wurden zwischen 1969 und 1996 in England veröffentlicht und spielen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Ein Mann verschweigt, dass er einen vermeintlichen Mörder entlasten könnte und wird schuldig an dessen Tod. Ein anderer wird in der Bibliothek seiner Tante erschlagen, ein dritter scheint an Heiligabend Selbstmord begangen zu haben und schließlich bekommt einem Senior das Weihnachtsmenue ganz und gar nicht.
Die Geschichten sind klassische kleine Kabinettstücke aus der Zeit der „Häkelkrimis“, geschrieben mit dem feinen Humor einer Frau, die es faustdick hinter den Ohren hat. Ein Lesevergnügen gleichermaßen für Weihnachtsfans und Weihnachtshasser.
Petra Pluwatsch
P. D. James: „Der Mistelzweig-Mord – Weihnachtliche Kriminalgeschichten“, dt. von Christa Seibicke und Susanne Wallbaum, Droemer, 192 Seiten, 14 Euro. E-Book: 9,99 Euro.