Reise ans Ende der Welt (12): Die Casas Indianas von Ribadeo

Dies ist eine Reise ans Ende der Welt und wieder zurück. Durchs Elsaß, die Auvergne und Aquitanien, durch  Spaniens starken Norden übers Baskenland und Galicien bis nach Finis terrae, dann zurück über die Provence und den Kanton Freiburg. Sächliches und Nebensächliches in loser Folge.

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Der Torre des los Moreno ist die spektakulärste Casa Indiana von Ribadeo. Foto: Bücheratlas

Niemals geht man so ganz. Auch nicht jene Galicier, welche Ende des 19. Jahrhunderts die Heimat verließen, um in Südamerika ihr Glück zu suchen – getreu dem Motto „hacer las Americas“. Nicht wenige sind dort zu Reichtum gelangt. Jedenfalls legen dies die „Casas Indianas“ nahe, von denen es in dem Städtchen Ribadeo mehr als zehn gibt. Dabei handelt es sich um Gebäude, die vor allem eines demonstrieren: Wir haben es geschafft! Aber auch: Wir lieben unsere Heimatstadt!

Das prächtigste Bauwerk dieser Art ist der Torre de los Moreno aus dem Jahre 1915, finanziert von den Brüdern Pedro und Juan Moreno Ulloa. Geboren in Ribadeo, waren sie nach Argentinien ausgewandert, wo sie offenbar in der Landwirtschaft sehr erfolgreich waren. Das wollten sie Ribadeo wissen lassen. Architekt Julián García Núñez hat sich bei seinen Plänen, wie es heißt, eines eklektischen Stils befleißigt, um das Gebäude an der zentralen Plaza de España wie eine Prachtdemonstration aussehen zu lassen. Peiler, Giebel, Türmchen, Bögen, Erker und eine Kuppel auf vier Karyatiden sind zu sehen. Marmor, Glasmalerei, glasierte Kacheln und der damals sehr moderne Stahlbeton wurden verwendet. Und im Inneren mangelt es nicht an Räumen.

Da wurde also viel investiert. Das Motto, das sich an der Pforte des gegenüberliegenden Klosters Santa Clara aus dem 13. Jahrhundert findet, hatte für die Morenos keine Relevanz: „Haec est domus paupertatis“. Ein Haus der Armut sollte ihre Immobilie auf keinen Fall sein.

Allerdings macht der Torre – auch mal Palacio genannt – aktuell einen angeschlagenen Eindruck. Gerüste zeugen davon, dass hier die Sanierung im Gange ist. Wie schnell das vor sich geht, wissen wir nicht. Auf jeden Fall ist sie notwendig. Nicht nur fehlt dem Schild „Biblioteca“, das über einer eingetretenen Türe hängt, eine Ecke. Da liegt noch manches mehr im Argen. Und es wäre doch zu schade, wenn die Investition der Brüder Moreno verfiele.

Auch das noch

Kaum steigen wir am Parkplatz aus, kommt uns ein Campingwagen-Fahrer aus Euskirchen entgegen und fragt, ob wir Badesachen dabeihätten. Wir seien nämlich schon spät dran. Die Flut komme. Und dann könne man eben nicht mehr entspannt durch die Blätterteig-Felsen am Strand wandern. Manche erkennen darin Kathedralen. Darum der Name: Playa de las Catedrales. Ein sehr lohnender Ausflug von Ribadeo aus. Auch bei Flut noch hoch schön. Ein einfaches Restaurant gibt es am Hauptzugang. Weitere Zugänge zu Buchten, die etwas weniger stark frequentiert sind, gibt es links und rechts davon.

Hunger? An der Küste, vier Kilometer weiter östlich, im Grunde genau zwischen dem Kathedralen-Strand und Ribadeo, liegt der kleine, malerische Ort Rinlo. Dort im Restaurant „A Cofradio“ auf der Terrasse zu sitzen, mit Blick auf eine schmale Brücke überm Meeresarm, ist auch für viele Einheimische eine Attraktion. Sonntagmittags, als wir einkehrten, waren alle Tische der atlantikblauen Institution besetzt – draußen wie drinnen. Auf den Tellern? Früchte des Meeres.

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Die Flut kommt und wird die „Playa des las Catedrales“ bald schon erobern. Foto: Bücheratlas

Übernachten

**** Der Parador de Ribadeo liegt direkt am Fjord. Hier fährt man mit dem Aufzug nicht hinauf zu den Gästezimmern, sondern hinab.  Zimmer mit rundum verglastem Balkon, einer Art Wintergarten, bieten sehr schöne Ausblicke auf Bucht und Hafen. Am Ortseingang gelegen. Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

PS: Alle Übernachtungs-Tipps sind ohne Kenntnis oder gar Unterstützung der betroffenen Unterkünfte recherchiert und verfasst worden. Die Wohlfühl-Sterne: * ordentlich ** gut *** sehr gut **** überragend ***** außergewöhnlich.
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Zimmer mit verglaster Veranda Foto: Bücheratlas

Martin Oehlen

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