Dies ist eine Reise ans Ende der Welt und wieder zurück. Durchs Elsaß, die Auvergne und Aquitanien, durch Spaniens starken Norden übers Baskenland und Galicien bis nach Finis terrae, dann zurück über die Provence und den Kanton Freiburg. Sächliches und Nebensächliches in loser Folge.

Ausgemalte Dinosaurier-Spuren in der Provinz La Rioja Foto: Bücheratlas
„Dinosaurier?“, hatte die Dame an der Rezeption unseres Hotels in San Sebastian indigniert gefragt. „Hier in der Gegend?“ Zugegeben, es ist schon ein paar Millionen Jahre her, dass die tonnenschweren Urechsen durch das heutige Nordspanien gestapft sind. Und dennoch haben sie in hier, in den Bergen von la Rioja, zahlreiche Spuren hinterlassen. In der Nähe des Örtchens Encisco zum Beispiel.
Eine schmale Straße windet sich hinter Arnedillo hinauf in die Berge. Steine, Sand, ein windzerzauster Himmel. Hierhin verirren sich nur wenige Touristen. Und auch wir fragen uns bald, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Dann, endlich, an einer Kreuzung ein erstes Hinweisschild auf die „Dinosaurios de la Rioja“: ein weißer Sauropode auf grünem Grund. Wir biegen links ab, fahren hoch in die Berge. Der Blick wird weit und geht über eine karstige, sandfarbene Landschaft. Schließlich, links, ein leerer Parkplatz, von Büschen gesäumt. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter zur Valdecevillo-Fundstätte. Fußspuren von Iguanodons ziehen sich über Felsplatten neben dem Weg – man sieht deutlich den Abdruck ihrer drei Zehen. Weitere Abdrücke finden sich ein paar Meter weiter unter einem Schutzdach. Ein Anblick zum Staunen – berühren verboten. Fast sehen wir sie unter durchs Tal wandern, die bis zu fünf Meter hohen „Leguanenzähne“, die vor 130 Millionen Jahren Europa bevölkerten.
Weiter geht es auf der LR 286, der Carretera Encisco Cornago, nach Encisco, ein Dörfchen so klein, dass man es in wenigen Minuten durchquert hat. Die Straße ist gesäumt von weiteren Fundstätten. Auf jede macht das grün-weiße Hinweisschild aufmerksam. Kurz vor Encisco schließlich recken ein paar Kunst-Dinosaurier ihre Hälse in die Höhe, um die Besucher zu bestaunen, die neben einem Art Dino-Trampelpfad den Berg hochsteigen. Hier muss vor 100 Millionen Jahren „much traffic“ gewesen sein.
Und wer jetzt immer noch nicht genug hat von den „schrecklichen Echsen“, dem sei eine Fahrt nach Préjano empfohlen. Die Straßen in dem winzigen Bergdorf sind so schmal, dass man den Wagen am Ortseingang stehen lassen sollte. Jetzt gilt es, ein weiteres Mal ein Hinweisschild auf Dino-Spuren zu suchen, was nicht ganz einfach ist. Also erst mal hinein an den Ort und dann irgendwann nach links in die Berge. Und weiter, immer weiter, stellenweise steil bergauf. Vorbei an Olivenhainen und wilden Wiesen. Nach etwa drei Kilometern bitte die Augen links. Lediglich ein kleiner gelber Pfeil markiert das Spurenfeld von Valdemorillo. Die Abdrücke der Dreizeher ziehen sich eine Felswand hinauf und sind schwer zu erkennen. Lohnend ist dieser Trip allemal. Vielleicht nicht wegen der (wenigen) Dinos, sondern wegen des fabelhaften Blicks ins Tal und zu den umliegenden Bergen.

Größenvergleich am Dino-Trail Foto: Bücheratlas
Auch das noch
Préjano, von wo man zu ein paar Dinosaurierspuren in den Bergen aufbrechen kann, benötigt keine Bodenwellen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen, um den Autoverkehr zu beruhigen. Die Gassen des verwinkelten Ortes sind so schmal, dass es sich empfiehlt, den Wagen am Ortseingang zu parken. Denn wer sich hineinbewegt, darf damit rechnen, sich festzufahren, wenn er nicht gerade im Slim-Line-Gefährt unterwegs ist. Sowieso erkundet man die Atmosphäre dieses Ortes am besten zu Fuß. Die Archäologen, die von hier aus zur ihren Dinosaurier-Erkundungen aufgebrochen sind, haben einen der typischen überdachten Brunnen restauriert.

SUVs haben in Préjano keine guten Bedingungen. Foto: Bücheratlas
Petra Pluwatsch