
Das ist doch mal ein Wort: Frank Henseleit ist der Überzeugung, dass es so eine Buchhandlung wie die Kupido-Depotbuchhandlung, die er nun in Köln eröffnet hat, noch nicht gegeben hat. Nicht in Köln, nicht in NRW, nicht im deutschen Süden, Norden, Westen. Vermutlich auch nicht im deutschen Osten, wenngleich es in Berlin mal einen ähnlichen Ansatz gegeben habe. Aber doch nicht in der nämlichen Dimension. „Ich würde behaupten, dass wir die Ersten sind im deutschsprachigen Raum.“ Die Idee allerdings habe er sich im Ausland abgeguckt, unter anderem in der Ukraine und in Slowenien.
Verkaufsdruck hat weiter zugenommen
Der Clou für die Kundschaft ist: Die Kupido-Buchhandlung bietet ausschließlich Veröffentlichungen aus unabhängigen Verlagen an. Also solchen, die keinem Konzern angehören. Das ist ein weites Feld. Angeblich gibt es 2500 solcher Independent-Verlage. Was von ihnen verlegt wird, ist ein buntes und vielfach attraktives Potpourri.
Von diesem Angebot sehe man im Buchhandel jedoch nicht so viel, sagt Frank Henseleit am ersten regulären Öffnungstag. Der Verkaufsdruck habe nach der Pandemie weiter zugenommen. Das Feld dominierten die Großverlage, die ihre Titel stark bewerben könnten. Das sei den unabhängigen Verlagen nicht im gleichen Maße möglich. Und das Internet? Das biete kein Schaufenster: „Man kann dort alles kaufen, aber sieht es nicht.“ Schon gar nicht die „kleinen“ Verlage.
Von Alawi bis Wieser
Aus dieser Beobachtung heraus hat Frank Henseleit seine Buchhandlung als „Depot“ konzipiert. Das bedeutet, dass die Regale den Independents zur Verfügung gestellt werden. Sie reservieren zwischen einem halben Meter und drei Metern, um ihre Titel geschlossen zu präsentieren. Sollten die Bücher keine Abnehmer finden – und das ist der Clou für den Buchhändler -, können sie retourniert werden. Das finanzielle Risiko ist zumindest in dieser Hinsicht überschaubar.
Aktuell ist Frank Henseleit damit befasst, weitere Independent-Verlage auf sich aufmerksam zu machen. Mittlerweile sind in seinem Ladenlokal nahezu 100 Verlage vertreten – von A wie Alawi, Alexander, Argument, Ariella, Artic und Aviva bis zu W wie Wallstein, Wagenbach, Weimarer Verlagsgesellschaft, Westend und Wieser. Und der unabhängige Kupido Verlag, den Frank Henseleit leitet, ist selbstverständlich auch mit von der Partie.
Zusage innerhalb von Sekunden
Die sehr große Mehrheit der Verlage, die er angefragt hat, haben die Einladung angenommen – „einige innerhalb von Sekunden.“ Nur in Ausnahmefällen – „nicht einmal eine Hand voll“ – sei es zu keiner Zusammenarbeit gekommen.
Die Kupido-Depotbuchhandlung, die in der stillen Pantaleonsmühlengasse in Köln nicht auf Laufkundschaft setzen kann, plant auch Lesungen. Die Premiere steht am 27. September auf dem Programm, wenn Reinhold Neven Du Mont aus seinem Roman „Alexandra Minderop“ (Dittrich Verlag) lesen wird. Zudem ist ein gastronomisches Angebot in Vorbereitung. Der Kühlschrank ist bereits gut gefüllt. Mal sehen, wann die Sektkorken knallen und es heißt: Gut gemacht!
Martin Oehlen
Auf diesem Blog
haben wir schon einige Bücher aus dem Kupido-Verlag vorgestellt. Sie lassen sich leicht über die Suchmaske und den Begriff „Kupido“ finden. Zuletzt haben wir HIER den Band „Deutschland unter dem Hakenkreuz“ von Manuel Chaves Nogales vorgestellt.
Die Kupido-Depotbuchhandlung
in der Pantaleonsmühlengasse 38-40 in Köln, nur wenige Schritte entfernt vom Barbarossaplatz, ist geöffnet Mittwoch bis Samstag von 12 bis 19 Uhr.
Lesung
mit Reinhold Neven Du Mont und seinem Roman „Alexandra Minderop“ (Dittrich Verlag) in der Kupido-Depotbuchhandlung am 27. September 2023 um 18.30 Uhr. Eintritt: 10 Euro (erm. 6 Euro).
Sehr schöne Idee, aber Start ausgerechnet mit dem in Köln unbeliebten Neven Dumont?
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Ja, eine feine Idee! Und was die erste Lesung angeht: Reinhold Neven Du Mont war der langjährige Verleger von Kiepenheuer & Witsch und Gründungsvorsitzender des Literaturhaus Köln – und in beiden Funktionen bis heute hoch angesehen.
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Stimmt alles drei !
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