
„Eisenblut“ spielt im Zwei-Kaiser-Jahr 1888 in Berlin: Hier reitet Kaiser Friedrich III, oben sitzt Kaiser Wilhelm I. hoch zu Ross. Foto: Bücheratlas
Mit diesem Buch kann man locker seine Geschichtskenntnisse aufpolieren: „Eisenblut“, ein spannender Krimi von Axel Simon, spielt im Berlin des Jahres 1888. Kaiser Wilhelm I. hat unlängst das Zeitliche gesegnet. Sein Nachfolger, Kaiser Friedrich III., wird in den nächsten Wochen sterben. Und in Berlin bereiten sich Politiker, reiche Landjunker, Industrielle und andere potentielle Kriegsgewinnler heimlich auf einen neuen großen Krieg vor.
Mitten hinein in diese Gemengelage gerät Gabriel von Landow, das schwarze Schaf einer ostpreußischen Adelsfamilie. „Gabi“, wie er zu seinem Leidwesen genannt wird, hat schon bessere Tage gesehen. Sein Detektivbüro läuft schlecht, er trinkt zu viel und schläft zu wenig.
Warum gerade dieser Loser von der Regierung damit beauftragt wird, eine Mordserie an preußischen Beamten aufzuklären, weiß der Himmel. Drei Staatsdiener hat es bereits erwischt. Alle drei waren mit einem geheimnisvollen Marineprojekt befasst und werden mit einem Band von „Grimms Märchen“ tot aufgefunden. Landow wird zu einem Spielball politischer und wirtschaftlicher Interessen und muss bald um sein Leben fürchten.
„Eisenblut“ ist der vielversprechende Auftakt zu einer historischen Krimiserie um den schrägen Ermittler und seinen Zuarbeiter Orsini. Simon punktet mit guten Dialogen und einer munteren Aufbereitung des vielschichtigen Stoffes. Die Dialoge sitzen, der historische Hintergrund ist gut recherchiert. Prima Lesefutter in unruhigen Zeiten.
Petra Pluwatsch
Axel Simon: „Eisenblut“, Kindler, 412 Seiten, 20 Euro. E-Book 9,99 Euro.