
Vor zwei Jahren fand Satu Rämö eine neue Freundin. Eine Fantasiefreundin. „Sie kam einfach zu Besuch und wollte nicht mehr gehen“, erinnert sich die finnische Autorin mit Wohnsitz auf Island. Sie habe Hildur Runasdottir, so der Name der unerwarteten Besucherin, über die Berghänge ihrer Wahlheimat laufen gesehen und surfend auf den Wellen des eiskalten Atlantiks. Schließlich habe sie nicht anders gekonnt, als deren Geschichte aufzuschreiben.
Heimat der Papageientaucher
Und die ist reichlich blutig, wie die Lektüre von Satu Rämös erstem Krimi „Hildur – Die Spur im Fjord“ zeigt. Zwei weitere Bände – „Das Grab im Eis“ und „Im Schatten des Nordlichts“ – erscheinen im April und im Oktober 2024 in deutscher Übersetzung. Schauplatz der Trilogie sind die isländischen Westfjorde, eine gottverlassene Gegend mit rund 7000 Einwohnern, in der im Sommer tausende Papageientaucher brüten.
Satu Rämö, 1980 in Finnland geboren, lebt mit ihrer Familie seit 20 Jahren in Isafjördur, einer Kleinstadt im Nordosten der Region. Dort liegt die einzige Polizeistation der Westfjorde, und Hildur und ihre Kollegen haben hauptsächlich mit Fällen von häuslicher Gewalt, Kneipenschlägereien und Trunkenheit am Steuer zu tun.
Die Spur der blonden Haare
Hildur trägt zudem an der Last einer traumatischen Kindheitserfahrung: Vor 25 Jahren verschwanden ihre beiden kleinen Schwestern spurlos. Es liegt nahe, dass sie ermordet wurden, und die junge Polizistin hofft, den Fall eines Tages aufklären zu können.
An einem nasskalten Novembertag im Jahr 2019 wird unter einer Schneelawine ein Toter mit durchgeschnittener Kehle gefunden. In Jóns Mundhöhle: ein Büschel blonder Haare. Haare, wie man sie wenig später auch im Mund eines ermordeten Rechtsanwalts in Reykjavik entdeckt. Zufall oder hängen die beiden Fälle zusammen?
Serientäter am Werk
Das Polizeiteam von Isafjördur, das seit einigen Wochen von dem finnischen Polizeianwärter Jakob unterstützt wird, steht vor einem Rätsel. Schließlich geschieht ein weiterer Mord. Offensichtlich ist hier ein Serientäter am Werk. Doch was ist sein Motiv?
Satu Rämö ist mit „Hildur“ ein spannender, mit viel Lokalkolorit angereicherter Krimi mit einer sympathischen Heldin gelungen. Einige sprachliche Unsauberkeiten mögen der deutschen Übersetzung geschuldet sein.
Petra Pluwatsch
Satu Rämö: „Hildur – Die Spur im Fjord“, dt. von Gabriele Schrey-Vasara, Heyne, 366 Seiten, 16 Euro. E-Book: 4,99 Euro.
