Mit dem Schiff rund um Großbritannien (3): Gefährlich sind die See-Tage – aber nicht wegen „True Crime“ im Showprogramm

Mit dem Kreuzfahrtschiff um die britischen Inseln – davon erzählen wir in unserem Dreiteiler. Die Leinen haben wir HIER losgemacht, viel Wasser unterm Kiel findet sich HIER – und nun folgt das Finale.

Mehr Meerblick gibt’s nicht. Foto: Bücheratlas/P.P.

Zu Tisch

„Man isst zu viel“, sagt die alte Dame mit dem ausrasierten Nacken.  Sie trägt einen wetterfesten Anorak, neben ihr steht ein Rollator, den sie geschickt in den Fahrstuhl manövriert hat. Gemeinsam gleiten wir am Morgen hoch in den Frühstücksraum. „Man nimmt da was und dort was. Und dann weiß man auf einmal nicht mehr, wohin damit.“ Ich nicke stumm und rekapituliere meine gestrigen Mahlzeiten. Üppiges Frühstück, eine Kleinigkeit zu Mittag, dann der Kuchen am Nachmittag, das doppelte Eis mit den Schokostreuseln an der Eisbar. Schließlich das Mehrgangmenü am Abend. Okay, die Portionen waren klein. Das zumindest ist ein Trost.

Gefährlich sind die See-Tage. Man kann Sport treiben, sogar schon vor dem Frühstück. Aquagymnastik im Außenpool um 8.15 Uhr. Danach TRX-Gruppentraining um 9.15 Uhr, Balancetraining um 12.15 Uhr, Bauch, Beine, Po um 14 Uhr. Functional Training um 17 Uhr, Dehnen und Entspannen um 18 Uhr, Tiefenentspannung um 19 Uhr. Man kann es auch bleiben lassen. Sich einkuscheln in eine der blauen Decken, lesen, dösen. Und ab und zu essen gehen. 

„Ihre erste Kreuzfahrt?“

Abends an Deck. Bei „Gosch“ gibt es Wein zum Selberzapfen. Muss man mögen. Ein Deck höher, in der Bar „Außenalster“, warten drei philippinische Barkeeper auf die Gäste. In einer Kiste liegen Kissen und blaue Wolldecken bereit. Es ist kalt hier oben, doch was soll’s! Der Blick geht in die Weite. Kein Land in Sicht, Wolkenfetzen ziehen über einen blassblauen Himmel.

„Ihre erste Kreuzfahrt?“ Für Werner aus Münster und seine Frau ist es bereits die vierte Reise dieser Art. Sie gehören zu den 60 Prozent „Wiederholungstätern“, die es immer wieder hinauszieht aufs Meer. Vor drei Jahren hat Werners Firma dichtgemacht. Der Job war futsch, „nach 30 Jahren“. Zum Glück fand sich etwas Neues. Doch Spaß, bekennt er, mache ihm die Arbeit nicht mehr. „Mit 60 höre ich auf“, sagt er und winkt dem Barkeeper. „Man sieht sich.“ 

Bühne frei

„Sie waren wieder toll!“ Gerade hat Hariett Drack ihren letzten Auftritt im „Klanghaus“ an Deck 4 gehabt. Die Schwurgerichtsfälle aus dem Buch „Saal 210“, die sie auf dieser Kreuzfahrt vorgestellt hat, tragen die Kapitelüberschriften „Das verschwundene Kind“, „Fauler Hund“ und „Die Ratte“. Große Bühne, voller Saal. Jetzt drängen sich rund ein Dutzend Menschen um die Autorin, um ihr zu gratulieren. Die so erschütternden wie lohnenden Geschichten haben wir auf diesem Blog HIER vorgestellt.

Moderiert wurde das Gespräch über große Kölner Kriminalfälle von Kreuzfahrtdirektor Pascal Tischler. Auch er kommt aus Köln und war zuvor Pressesprecher im „Phantasialand“ in Brühl. Jetzt fährt er zur See und managt die Unterhaltungsangebote an Bord. Fast jeden Tag gibt es im „Theater“ oder im „Klanghaus“ eine Veranstaltung zum Schwerpunktthema dieser Fahrt: „True Crime“. Unter dem Motto „Mörderische Meeresbrise“ ist dies eine attraktive Ergänzung des üblichen Showprogramms. Auch dabei: der Profiler Axel Petermann. Seinen neuen Kriminalroman „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“, den er gemeinsam mit Petra Mattfeldt geschrieben hat, haben wir auf diesem Blog HIER vorgestellt.

Showtime: Autorin Hariett Drack und Kreuzfahrtdirektor Pascal Tischler. Foto: Bücheratlas/P.P.

Von Bord gehen

Die Koffer sind gepackt. Bis neun Uhr müssen wir unsere Kabinen geräumt haben. Ein letztes Frühstück. Es gibt keine Ananas mehr, einem Kaffeeautomaten ist die Milch ausgegangen. Das lässt sich verschmerzen. Heute Abend um 17 Uhr wird „Mein Schiff 3“ Bremerhaven mit neuen Passagieren an Bord Richtung Großbritannien verlassen. Der Lord wird dann wieder „Große Freiheit“ singen, während das Schiff Fahrt aufnimmt. Und wir gewöhnen uns daran, dass wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. 

Petra Pluwatsch

Unsere Serie

endet mit diesem dritten Teil. Den Start gab es HIER und den zweiten Teil genau HIER.

Auf diesem Blog

haben wir Hariett Dracks Gerichtsreportagen „Saal 210 – Wenn Menschen morden“ (Quadriga bei Bastei Lübbe) HIER vorgestellt.

Den Kriminalroman „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ (Blanvalet) von Axel Petermann und Petra Mattfeldt haben wir HIER vorgestellt.

Foto: Bücheratlas/P.P.

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