Die dunkle Seite des Pianisten: Sia Piontek startet mit „Die Sehenden und die Toten“ ihre Krimireihe um die labile Mordermittlerin Carla

Norddeutsche Szenerie Foto: Bücheratlas / M. Oe.

Bereits seit zwei Jahren lebt die ehemalige Hamburger Mordermittlerin Carla Seidel im Wendland. Kühe, Wiesen, Weiden. Mittendrin ihr altes Fachwerkhaus, in dem sie mit Tochter Laura wohnt. Sie schiebt Dienst auf der Polizeistation von Dannenberg – ein anspruchsloser Job weit weg von Hamburg, wo ein brutaler Ehemann sie gequält und gedemütigt hat.

Die Narbe auf dem Oberschenkel

Doch dann zerstört ein Mord die ländliche Idylle. Ein 17-jähriger Schüler wird tot im Wald aufgefunden. Offenbar ist Justus, ein bildschöner junger Mann, vor seinem Tod einige Zeit an einem unbekannten Ort festgehalten und sediert worden. Wer tut einem Menschen so etwas an?

Ein Schöngeist sei ihr Sohn gewesen, versichert seine Mutter. Klug, begabt, ein vielversprechender Pianist. Feinde habe er nicht gehabt. Doch Justus hatte offenbar noch eine andere, eine dunkle Seite. Was hat es beispielsweise mit der Narbe in der Form eines „A“ auf seinem Oberschenkel auf sich? Gibt es einen Zusammenhang mit dem Selbstmord eines jungen Mädchens ein Jahr zuvor?

Die Dämonen der Polizistin

Langsam nur nähern sich das Polizeiteam den vielen Geheimnissen des Toten. Betraut mit den Mordermittlungen ist ausgerechnet Carla. Carla, die nach wie vor mit ihren eigenen Dämonen kämpft. Die zu viel trinkt und zu wenig schläft. Die sich bedroht und beobachtet fühlt.

„Die Sehenden und die Toten“ ist der Auftakt zu einer Krimireihe von Sia Piontek, in deren Zentrum die labile Mordermittlerin stehen soll. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich Claudia Wuttke, die bereits mehrere Bücher veröffentlicht hat und Präsidentin der Krimiautorinnen-Vereinigung „Mörderische Schwestern“ ist. Band eins der Reihe, der an diesem Mittwoch erscheint, ist durchaus vielversprechend, wenn auch ein wenig konventionell geschrieben. Sia Piontek kennt sich aus mit Cliffhangern, falschen Fährten und den Vorteilen eines überzeugenden Spannungsbogens. Fazit: „Die Sehenden und die Toten“ ist solide, handwerklich überzeugende Krimikost, die Spaß macht zu lesen.

Petra Pluwatsch

Lesungen

in Lüchow in der Buchhandlung Alte Jeetzel (23. Mai 2024, Buchpremiere) und in Hamburg in der Winterhuder Buchhandlung (7. Juni 2024).

Sia Piontek: „Die Sehenden und die Toten“, Goldmann, 406 Seiten, 17 Euro. E-Book: 6,99 Euro.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..