Die frühen Jahre des Donald Duck: Carl Barks und der Erpel mit der kurzen Zündschnur im Taschen Verlag

Foto: Disney 2025 / Taschen Verlag

Benedikt Taschen kann vom Erpel nicht lassen. Der Verleger, der seine Karriere 1980 mit einem Comicladen in Köln begonnen hat, ist gleichsam der vierte Neffe des Donald Duck. Vor einem Jahr hat der Taschen Verlag eine allumfassende Monografie über das leicht reizbare und immer wieder herrlich scheiternde Federvieh vorgelegt, die wir HIER vorgestellt haben. Nun folgt auf die Sekundärliteratur gleichsam die Primärliteratur – der Nachdruck ausgewählter Magazine aus den ersten acht Jahren.

Unter Papageien und Piraten

Der Verleger selbst hatte bei der Produktion das – nun ja – Heft in der Hand.  Mit größter Sorgfalt wurden die Reproduktionen erstellt. Ein wesentlicher Punkt war dabei die „ideale Wiedergabe“ der Farben aus der Frühzeit. Daher werden die Farbflächen nicht deckend im Vollton präsentiert, sondern es scheint eine Pixelstruktur durch. Somit wird nicht suggeriert, dass Walt Disney und Carl Barks schon vor 80 Jahren über die Druckqualität unserer Tage verfügt hätten. Vielmehr orientiert sich die Prachtausgabe an den historischen Gegebenheiten.  

Im Großformat werden 15 komplette Hefte geboten. Dieses Konvolut ergänzen Nahaufnahmen sowie Breitwanddarstellungen auf ausklappbaren Seiten. Der Bogen wird gespannt von „Donald Duck Finds Pirate Gold“ aus dem Jahr 1942 (mit einem Papagei namens Old Yellow Beak) bis zu „Walt Disney’s Donald Duck and The Pixilated Parrot“ von 1950 (mit einem Papagei, der ein Faible für Zahlen hat). Anfangs lag der Heftumfang bei 68 Seiten, ab 1944 wurde er auf 52 Seiten reduziert. Der Preis immerhin blieb gleich: 10 Cent.   

Wie man einen echten Donald zeichnet? Das ist die Antwort von Carl Barks. Foto: Disney 2025 / Taschen Verlag

Wendiger Hals und flexibles Hinterteil

Vorneweg erzählt Jim Fanning die Geschichte des Donald Duck, die 1934 mit einem Auftritt im Zeichentrickfilm „The Wise Little Hen“ (Die kluge kleine Henne) begann. Die gefiederte Karriere startete also auf Zelluloid und nahm dann auf Papier so richtig Fahrt auf.

Schon früh habe Walt Disney (1901-1966) das Potenzial des Erpels erkannt, lesen wir. Als Zeichner schätzte er die Elastizität der Figur: „Donald hat ein großes Maul, große, streitlustige Augen, einen wendigen Hals und ein kräftiges, hochflexibles Hinterteil.“ Als Erzähler gefiel ihm der stets leicht überforderte Donald, der eine kurze Zündschnur hatte. Jim Fanning schreibt: „Seine wütenden Reaktionen auf die Frustrationen des Lebens waren umso komischer, weil er viele seiner Probleme selbst verschuldet hatte.“

Die Kunst des Carl Barks wird bei diesem Sandsturm deutlich, der durch die Geschichte „Donald Duck in Lost in the Andes“ fegt. Foto: Disney 2025 / Taschen Verlag

Komplex und brillant

Donald Duck ist ein Antiheld und keine brave Mickey Mouse. Davon handeln dann auch die Comics, die der legendäre Carl Barks (1901-2000) kreierte. Über 500 Geschichten hat der „Duckman“ gezeichnet. Darunter das erste originale Donald-Duck-Heft rund ums Piratengold, das als Band 9 der „Four Color Comics“ erschienen ist. Auch führte er die Neffen Tick, Trick und Track in die Familie ein. Nach Ansicht von Jim Fanning zeichnet sich die Comic-Kunst des Carl Barks dadurch aus, dass es sich um „anspruchsvolle, komplexe und oft düstere Erzählungen“ handele, die mit „grafischer Brillanz“ überzeugten. „Und ganz nebenbei sind sie auch noch sehr witzig.“

All das lässt sich nun in dieser edlen, allerdings nur englischsprachigen Edition erkunden. Und wenn nicht alles täuscht, dann folgt auf den ersten Band eines Tages auch ein zweiter. Das hat der Erpel, der einen Ehrenplatz im Olymp der Comic-Klassiker hat, gewiss verdient.

Martin Oehlen

Auf diesem Blog

haben wir den 2024 erschienenen Band „Donald Duck – Die ultimative Chronik“ HIER vorgestellt.

„Disney Comics Library. Carl Barks’s Donald Duck. Vol. 1. 1942–1950“, Taschen Verlag, 636 Seiten, 175 Euro.

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