
Sloane Caraway gehört zu jenen Menschen, die sich die Welt gern ein wenig zurechtbiegen. Das war schon in ihrer Kindheit so. Hier eine kleine Flunkerei, da eine harmlose Lüge, um das Leben interessanter zu machen, als es ist in einem US-amerikanischen Vorort gemeinhin ist. Krankenschwester sei sie, behauptet sie beispielsweise gegenüber einem aufgelösten Vater, dessen Tochter im Park von einer Biene gestochen wurde. Und leistet kundig Erste Hilfe, um der vierjährigen Harper Lockhart den Stachel aus dem Fuß zu ziehen.
Ihren richtigen Namen verschweigt die Mittdreißigerin ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht als Krankenschwester arbeitet, sondern als Nagelstylistin im nahegelegenen Schönheitssalon „Rose & Honey“. Wann Sloane alias „Caitlin“ ihr immer komplizierter werdendes Lügengebilde schließlich um die Ohren fliegt, das erzählt die kalifornische Ghostwriterin und Thriller-Autorin Sophie Stave in ihrem spannenden Debüt „Eine falsche Lüge“.
Eine geschickte Manipulatorin
Aufgrund ihres beherzten Eingreifens im Park wird Sloane von der Familie Lockhart als Kindermädchen für die herzkranke Tochter engagiert. Schon bald sind sie und Violet Lockhart beste Freundinnen und tauschen sogar ihre Kleidung. Von weitem könnte man die beiden Frauen fast verwechseln, so ähnlich sind sie sich.
Doch Sloane ist nicht die einzige Person, die es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt. Auch Violet, die Mutter von Harper und zweite Ich-Erzählerin, hat ihre kleinen Geheimnisse. Sie erweist sich als geschickte Manipulatorin. Welches Ziel sie damit verfolgt, deckt Sophie Stave erst auf den letzten Seiten dieses bemerkenswerten Thrillers auf. Und sorgt damit für eine ordentliche Überraschung.
Petra Pluwatsch
Sophie Stava: „Eine falsche Lüge“, dt. von Janine Malz, S. Fischer, 412 Seiten, 17 Euro. E-Book: 4,99 Euro.
