Österreich im Klammergriff einer Polit-Clique: Petra Hartliebs „Freunderlwirtschaft“ ist ein packender Wien-Krimi mit Anleihen in der Wirklichkeit

Pallas Athene, die Göttin der Weisheit, kehrt dem Parlamentsgebäude am Wiener Ring den Rücken zu. Foto: Bücheratlas / M.Oe.

Ein toter Politiker, eine verschwundene Freundin, dazu ein paar blutige Taschentücher im Badezimmer – die Sache scheint klar: Max Langwieser, Österreichs blutjunger Minister für Landwirtschaft und Tourismus, ist von seiner Verlobten Jessica gegen den Glastisch im gemeinsamen Wohnzimmer geschubst worden.

„Machen Sie mal Urlaub!“

Ein Unfall vermutlich, schlimmstenfalls ein Totschlag. Wäre da nicht die Wiener Hauptkommissarin Alma Oberkofler, die partout nicht an einen aus dem Ruder gelaufenen Streit unter Liebenden glauben will. Was, wenn jemand den Politiker aus dem Weg räumen wollte? Ein unzufriedener Landwirt vielleicht? So beginnt die unbequeme Frau Hauptkommissarin im Leben des Max Langwieser herumzustochern. Und wird schon bald auf Anweisung von ganz oben zurückgepfiffen. „Machen Sie mal ein paar Tage Urlaub!“, rät ihr der Vorgesetzte. Anderenfalls könne sie gern Streifendienst in der Provinz schieben.

 „Freunderlwirtschaft“ ist der Titel dieses ebenso amüsanten wie spannenden Krimis von Petra Hartlieb. Die Literaturkritikerin und Wiener Buchhändlerin machte 2014 mit ihrem Buch „Meine wundervolle Buchhandlung“ und 2020 mit dem Nachfolgeband „Weinachten in der wundervollen Buchhandlung“ von sich reden. „Freunderlwirtschaft“ ist ihr erster Kriminalroman.

Da wird gelogen und betrogen

In Österreich ist eine Clique junger Politikerinnen und Politiker an der Macht. Nicht von ungefähr erinnert das Szenario an die Kanzlerschaft von Sebastian Kurz, der 2024 wegen Falschaussage verurteilt wurde. Doch die Politriege ist beileibe nicht so integer, wie sie zu sein vorgibt. Da wird gelogen und betrogen. Zeitungsverleger werden geschmiert, damit sie ein umstrittenes Bauprojekt unterstützten, Gegnerinnen und Gegner unter Druck gesetzt.

Als Max Langwiesers Verlobte Jessica den Machenschaften der korrupten Clique auf die Spur kommt, wird auch sie bedroht. Daraufhin flieht sie außer Landes. Zumal ihr geliebter Max bis zum Hals drinsteckte in dem Schlamassel. Ein durchaus ernst gemeinter Lesespaß mit einem viel zu schnellen Ende.

Petra Pluwatsch

Petra Hartlieb: „Freunderlwirtschaft“, DuMont, 414 Seiten, 18 Euro. E-Book:  14,99 Euro.

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