Ein Serientäter geht um: „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ basiert auf einer wahren Begebenheit – Gespräch mit Autor und Profiler Axel Petermann

Tatort Köln Foto: Bücheratlas/M.Oe.

Eine weibliche Leiche im Rhein, zerstückelt und einbetoniert, als befänden wir uns in einem alten Gangsterfilm. Bald wird eine zweite Tote gefunden, eine weitere Frau bleibt verschwunden. Keine Frage: In der Stadt geht ein Serientäter um. „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ ist der zweite Krimi von Petra Mattfeldt und dem ehemaligen Bremer Profiler Axel Petermann. Wie schon der Vorgängerband „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ basiert das Buch auf einem wahren Fall. Anfang der 1990er Jahre zog ein junges Paar, Paul Bernardo und Karla Homolka, mordend durch Kanada und brachte mehrere junge Frauen um.

Petra Mattfeldt und Axel Petermann haben das Geschehen in die Gegenwart verlagert. Handlungsort ist Köln im Sommer 2023. Ermittlerin Sophie Kaiser, Profilerin beim BKA und Asperger-Autistin, hat ein feines Gespür für Zwischentöne und erkennt schnell die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Fällen. Schritt für Schritt kommen sie und ihr Kollege Leonhard Michels einem abgefeimten Mörderpaar auf die Schliche, das weder Skrupel noch Reue kennt. Ein spannender und absolut lesenswerter Krimi!

Petra Pluwatsch


Axel Petermann über Ermitteln und Schreiben

„Der Profiler sucht die Spur hinter der Spur“

Axel Petermann Foto: Blanvalet/Rebekka Schnell

Herr Petermann, Sie haben viele Jahre als Fallanalytiker bzw. als Profiler bei der Bremer Polizei gearbeitet. Wie sind Sie zum Bücherschreiben gekommen?

Das erste Buch ist noch in meiner aktiven Zeit entstanden. Hervorgegangen ist es aus der Zusammenarbeit mit einer Psychologin. Ich habe bis zu meiner Pensionierung 2014 gemeinsam mit ihr Seminare veranstaltet für Polizeibeamte und andere Personen, die mit Gewaltstraftaten zu tun haben. Der Verleger eines kleinen Verlages hat mich schließlich dazu animiert, ein Buch über meine Arbeit zu schreiben. Mir kam das sehr gelegen, denn inzwischen wurde nur noch von DNA und anderen wissenschaftlichen Methoden gesprochen. Die Fallanalyse schien auf einmal gar nicht mehr so wichtig zu sein. Ich habe dann ein Exposé geschrieben, es an mehrere Verlage geschickt und innerhalb kurzer Zeit mehrere Zusagen gekommen.

Inzwischen haben Sie nicht nur mehrere sehr erfolgreiche Sachbücher geschrieben, sondern auch vier Kriminalromane. Wie kam es zu diesem Wechsel ins Fiktionale?

Das war die Idee eines Lektors. Allerdings wollte ich meinen ersten Krimi nicht allein stemmen. Also hat sich dieser Lektor nach einem Co-Autor umgehört. Die Wahl fiel auf den inzwischen verstorbenen Claus Cornelius Fischer, und so haben wir 2018 gemeinsam „Die Elemente des Todes“ geschrieben. 2019 folgte „Die Diagramme des Todes“. Inzwischen arbeitet ich mit der Autorin Petra Mattfeldt zusammen.

Wie kann ich mir die Zusammenarbeit mit einem Co-Autor bzw. mit einer Co-Autorin vorstellen?

Wir besprechen zunächst, welche Fälle infrage kommen. Mit Petra Mattfeldt, mit der ich inzwischen zwei Bücher geschrieben habe, hatte ich mich darauf verständigt, dass wir lange zurückliegende Fälle aufgreifen, sie in die Gegenwart transferieren und mit den Methoden der Fallanalyse aufklären. Der Vorschlag zu unserem ersten Krimi „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ stammt von ihr. Zugrunde liegt eine Mordserie aus den 1930er Jahren.

Und wer fängt an?

Den ersten Entwurf schreibt Petra Mattfeldt. Ich füttere den Text anschließend mit meinem Fachwissen als Profiler an. Sie arbeitet diese Informationen ein. Dann geht das Buch noch ein paar Mal zwischen uns hin und her, bis es schließlich beim Lektor landet. Mit Cornelius Fischer habe ich mich beim Schreiben abgewechselt. Ein Kapitel schrieb er, das nächste schrieb ich. Das war etwas mühselig.

In Ihrem aktuellen Buch „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“ greifen Sie eine rund 30 Jahre zurückliegenden Mordserie aus Kanada auf. Was hat Sie an gerade diesem Fall gereizt?

Dieser Fall bzw. seine Folgen waren für meine Werdegang als Fallanalytiker sehr wichtig. Damals sind bei den Ermittlungen viele Fehler gemacht worden. Es gab kein vernünftiges Meldesystem. Die Dienststellen haben sich nicht ausgetauscht. Sonst wäre sicher die eine oder andere Tat verhindert worden. Diese Missstände haben damals in Kanada einen großen Skandal ausgelöst und zur Einführung der ViCLAS-Datenbank eingeführt, dem Violent Crime Linkage Analysis System. Mich hat das sehr interessiert. Ich wollte schon immer mehr über die Täterinnen und Täter erfahren. Über ihre Kontaktaufnahme mit den Opfern, über die verschiedenen Tötungsmethoden. In dem vorliegenden Fall war es für mich krass zu erfahren, dass auch Frauen gemeinsam mit einem männlichen Täter solch schreckliche Taten begehen können.

Die ermittelnde Profilerin Sophie Kaiser hat das Asperger-Syndrom. Warum haben Sie sich für diese Besonderheit entschieden?

Profiler haben eine andere Herangehensweise an die Fälle als der „normale“ Kriminalbeamte, der vor allem die Spur sieht. Der Fallanalytiker hingegen sucht die Spur hinter der Spur. Sophie Kaisers Autismus dient dazu, ihre Fähigkeit, die Spur hinter der Spur zu erkennen, noch zu verstärken. Sie geht ohne Empathie an die Fälle heran und sieht Zusammenhänge, die andere Menschen nicht sehen.

Wird es einen dritten Band mit Sophie Kaiser in der Hauptrolle geben?

Wir möchten auf jeden Fall weitermachen und hoffen, dass der Verlag das auch so sieht.

Das Interview führte Petra Pluwatsch

Axel Petermann, Petra Mattfeldt: „Im Kopf des Bösen – Ken und Barbie“, Blanvalet, 270 Seiten, 17 Euro. E-Book: 9,99 Euro.

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