Geisterspuk und Todesfälle im Kerzenschein: Sarah Penners Kriminalroman „Die geheime Gesellschaft“ führt ins viktorianische England

Foto: Bücheratlas

Halb Krimi, halb Geistergeschichte. Wer sich auf Sarah Penners Roman „Die geheime Gesellschaft“ einlässt, muss sich auf einiges gefasst machen. Da riecht es während einer Geisterbeschwörung nach Pech und Schwefel, als sei der Leibhaftige höchstpersönlich zu Gast, Kerzen flackern, ohne dass sie ein Lufthauch gestreift hätte. Die Luft ist erfüllt vom Wispern zahlreicher Toter, die an dem nahen Tyburn-Galgen erhängt worden sind. Die beiden Medien sind von Geistern besessen, und am Ende gibt es einen weiteren Toten.

Séancen sind an der Tagesordnung

Ganz schön schräg also. Doch Sarah Penner ist eine erfahrene Autorin, die Geschichte ist in sich schlüssig, die Dialoge sitzen. Abzuraten von der Lektüre ist allenfalls Menschen, die Geistergeschichten per se blöd finden.

Wir befinden uns im Jahr 1873. Im viktorianischen England blüht der Glaube an die Welt der Geister und Untoten. Séancen sind an der Tagesordnung, und vor allem die Damen der feinen Gesellschaft genießen den leichten Grusel, der so einer Sitzung anhaftet. Umso mehr, wenn der verstorbene Ehemann ihnen nahelegt, endlich den Trauerflor abzulegen und das Leben zu genießen.

Recherchereise nach London

Lenna Wickes, eine 23-jährige Hotelierstochter aus London, glaubt nicht an diesen Unsinn. Sie ist Naturwissenschaftlerin. Dennoch macht sie in Frankreich  eine Ausbildung bei dem bekannten Medium Vaudeline D‘Allaire. Sie erhofft sich davon Erkenntnisse über den Tod ihrer Schwester Evie, die ebenfalls als Schülerin bei der französischen Okkultistin in die Lehre gegangen war. Evie ist wenige Monate zuvor ermordet im elterlichen Garten aufgefunden worden. Der Mörder ist nach wie vor flüchtig.

Als Vaudeline von der Londoner Séance-Society den Auftrag erhält, den Geist des ermordeten Präsidenten der Gesellschaft zu beschwören, begleitet Lenna ihre Lehrmeisterin nach London. Der Mann ist am selben Tag wie Evie ermordet worden, und Lenna vermutet einen Zusammenhang zwischen den beiden Todesfällen.

Präparierte Duftkerzen

Doch ist ihr Auftraggeber, der undurchsichtige Mr. Morley, wirklich der ehrenwerte Gentleman, der zu sein er vorgibt? Oder ist etwas dran an den Gerüchten, in der Society werde mit üblen Tricks gearbeitet? Da wird von sexuellen Übergriffen gemunkelt, von Erbschleicherei, gefälschten „Geister“-Fotos und präparierten Duftkerzen. Vaudelines und Lennas Zweifeln an den redlichen Absichten der Séance-Society wachsen.  

Eine spannende Geschichte also, idealerweise an einem dunklen Abend bei Kerzenschein zu lesen.

Petra Pluwatsch

Sarah Penner: „Die geheime Gesellschaft“, dt. von Julia Walther, HarperCollins, 400 Seiten, 24 Euro. E-Book: 14,99 Euro.   

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