In einer Welt aus Eis und Schnee: Fynn Haskin setzt seine Grönland-Krimireihe fort mit „Der Mondmann – Rote Spur“

Brüchiges Eis Foto: Bücheratlas

Das Mordopfer könnte kaum schlimmer aussehen. Furchtbar zugerichtet, den Mund mit einer Angelschnur zugenäht, liegt der Psychiater stocksteif gefroren in einem Kopenhagener Kühlhaus. Albert Vestergaard, so viel steht fest, war kein angenehmer Mensch. Doch wer war so wütend auf ihn, dass er ihn getötet hat? Beauftragt, den unappetitlichen Fall zu lösen, ist Politkommissär Jens Lerby, ein sperriger Mensch, den manch eine Leserin, manch ein Leser bereits aus „Der Mondmann – Blutiges Eis“ kennen wird. „Der Mondmann – Rote Spur“ ist der zweite Grönland-Thriller von Fynn Haskin. Er schließt zeitlich an den ersten Band der spannenden Reihe an, kann jedoch auch ohne entsprechende Vorkenntnisse gelesen werden.

Die Einladung des Schamanen

Jens Lerby ist nach einem langen Aufenthalt in Grönland zurückgekehrt nach Kopenhagen und hat seinen Job als Ermittler gekündigt. Der Tote aus dem Kühlhaus soll sein letzter Fall sein. Doch dann werden ihm die Ermittlungen aus unbekannten Gründen entzogen, und ein Schamane, den er aus seiner Zeit in Grönland kennt, bittet ihn um einen Besuch. Der alte Magnus scheint dem Tode nahe zu sein, und Lerby kommt seinem Wunsch gern nach.

Kaum ist „der Mondmann“, wie man den dänischen Ermittler auf der eisigen Insel nennt, in Grönland eingetroffen, verschwindet der dortige Polizeichef. Und bald gibt es einen weiteren Toten – ebenfalls mit zugenähtem Mund.

Verlorene Seele aus der Sagenwelt  

Fynn Haskin schildert eine Welt aus Eis und Schnee, in der alles möglich zu sein scheint. Auch, dass der Qivittoq, eine verlorene Seele aus der Sagenwelt der Inuit, für all das Böse verantwortlich ist, das über die kleine grönländische Ansiedlung hereinbricht. „Dunkelheit steht uns allen bevor“, raunt der alte Schamane auf dem Krankenbett. „Eis und Kälte werden kommen.“

Jens Lerby glaubt nicht an diesen Hokuspokus. Er sucht nach einem Täter aus Fleisch und Blut. Dabei kommt er einem gutgehüteten Geheimnis der dänischen Regierung auf die Spur. Und gerät – wie das in Thrillern üblich ist – bei den Ermittlungen selbst in Lebensgefahr. Eine hochspannende Geschichte, die viele interessante Informationen über die Lebensumstände und die Kultur der Inuit enthält.

Petra Pluwatsch

Fynn Haskin: „Der Mondmann – Rote Spur“, Lübbe, 398 Seiten, 16 Euro. E-BooK: 9,99 Euro.

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